Kriegsgebiet Berg-Karabach meldet Dutzende tote Soldaten

Eriwan/Baku (dpa) – Die Südkaukasusregion Berg-Karabach hat bei den anhaltenden Kämpfen mit Aserbaidschan nach eigener Darstellung erneut Dutzende Soldaten verloren.

Die Zahl der Getöteten stieg um 44 auf 1221, wie die Behörden der umkämpften Region am Montag mitteilten. Die Führung in Berg-Karabach warf Aserbaidschan vor, weiter die Hauptstadt Stepanakert massiv unter Beschuss zu nehmen – auch mit verbotener Streumunition.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium in Baku wies die Vorwürfe zurück. Baku macht wegen der Zensurbestimmungen während des Kriegszustands keine Angaben zu Verlusten bei den eigenen Streitkräften.

Berg-Karabach räumte den Verlust der strategisch wichtigen Stadt Schuscha ein. Die Stadt sei nicht mehr unter Kontrolle von Berg-Karabach, teilte der Sprecher des Anführers der Region, Wagram Pogossjan, am Montag mit. Bereits am Sonntag hatte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev die Eroberung der Stadt verkündet. Armenien und Berg-Karabach hatten das zu dem Zeitpunkt noch zurückgewiesen.

Schuscha gilt als Schlüsselstadt, die Behörden in Berg-Karabach hatten selbst mitgeteilt, dass ihr Verlust am Ende auch eine Niederlage im Kampf um die ganze Region bedeuten könnte. Die Führung in Berg-Karabach räumte zudem ein, dass die aserbaidschanischen Truppen kurz vor der Hauptstadt Stepanakert stünden.

Aliyev hatte verkündet, dass der Sieg in dem Konflikt mit Armenien nah sei. Er hatte auch mitgeteilt, weitere 23 Ortschaften unter aserbaidschanische Kontrolle gebracht zu haben. «Es lebe die aserbaidschanische Armee!», «Karabach ist Aserbaidschan!», schrieb Aliyev am Montag bei Twitter.

Der Sprecher der Karabach-Führung Pogossjan schrieb bei Facebook: «Leider verfolgt uns eine Serie der Misserfolge, und die Stadt Schuschi ist komplett außerhalb unserer Kontrolle. Der Feind steht vor Stepanakert, nun ist schon unsere Existenz in Gefahr.»

Die schweren Gefechte um Berg-Karabach dauern seit dem 27. September an. Aserbaidschan verlor in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Aserbaidschan kann sich in dem Konflikt auf seinen «Bruderstaat» Türkei berufen. Russland wiederum ist Schutzmacht Armeniens.

© dpa-infocom, dpa:201109-99-266246/4

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